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Tagebuch einer Seife

 

Es ist die Geschichte einer ausländischen Studentin, erzählt aus der Perspektive ihrer Seife. Die Schwierigkeiten bei der Kommunikation zwischen Deutschen und Nichtdeutschen und das Erleben einer fremden Kultur (der deutschen) bilden dabei den roten Faden, der die einzelnen Episoden zusammenhält.

Bestandteile: Fettsäuren, 15 - 30% Träume*,
15 - 17% Alpträume*, Schuhcreme, Chromanid, Duftstoffe, Natriumsalze, Kaliumsalze
*Rohstoff aus kontrolliert biologischer Wildsammlung

Warnung: Produkt außerhalb der Reichweite von Teppichverkäufern aufbewahren. Bei versehentlichem Verschlucken sofort ärtzlichen Rat einholen. Falls etwas in die Augen gerät, sofort weinen.

Hergestellt in DeutschlandText & Illustration: Jie Lu

Ein paar Texte aus dem Buch:

- Es gibt viele Dinge im Leben eines jeden Menschen, die nur für kurze Zeit da sind. Wenn weg, dann weg. Wie zum Beispiel Taschengeld, wie zum Beispiel Brieffreunde, wie zum Beispiel Radiergummi, wie zum Beispiel Seife.

- Der Grund, warum sie hier hergekommen ist, ist nicht wie sie behauptet hat, dass sie eine neue Perspektive kennen lernen wollte, um bessere Drehbücher schreiben zu können, sondern dass viele Wieländer nach einer plastischen Chirugie, bei der Su San das dritte Auge zugenäht wurde, über sie gelacht haben. Sie hatte nämlich von Geburt an drei Augen. Ihre Mutter war absolut dafür gewesen das dritte Auge wegmachen zu lassen, da man nicht einfach so eine Sonnenbrille mit drei Scheiben kaufen kann.

Nicht nur in der Menschenwelt gibt es Probleme mit der Körperbehaarung, in der Seifenwelt auch. Wie ihr nicht wisst, rasiert sich eigentlich jede Seife jede Nacht gegen 25 Uhr ihre Haare weg, damit sie am nächsten Tag immer wieder rutschig sein kann. Frag nicht, warum es in der Seifenwelt keine Rasiershops dafür gibt, ich glaub, aus Spaßgründen rasieren wir uns gern selber. Selbstverständlich hat jede von uns, als wir noch in der Fabrik waren, eine Ausbildung der Seifen-Rasier-Wissenschaft machen müssen, um uns richtig rasieren zu können.  

Schuppen sind nämlich meine besten Freunde. Selbst wenn ich böse zu ihnen bin, kommen sie trotzdem immer wieder zurück zu mir. Im Vergleich dazu sind die Menschen zu kleinlich. Wenn sie verletzt sind, gehen sie weg. 

Einmal aß Su San laut Müsli beim Simpsons gucken, Janis schien genervt zu sein.
„Äh... stör ich dich?“
„Nein... mit Homer Simpson persönlich ‚The Simpsons‘ anzuschauen, ist eine Ehre für mich.“ 

Mein Papa hat mir etwas gesagt, bevor er aufgebraucht wurde: „Als ein Stück Seife darfst du nicht weinen, das macht dich nur klein.“

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