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Lu’s Table I

Während der Corona-Lockdowns konnte ich mich ausgiebig in meiner Küche austoben - dabei musste ich immer an meinen Vater denken.

Mein Vater ist ein seltsamer Mann. Er war Koch in einem sehr guten Restaurant, hat aber zu Hause niemals für uns gekocht. Als ich als Kind bei ihm kochen lernen wollte, sagte er immer spöttisch, die Küche sei voller Dämpfe und Rauch und nicht für ein feines Mädchen geeignet. Außerdem müsse ich immer andere bekochen, wenn ich kochen könne, also solle ich darauf achten, mich doch lieber von anderen bekochen zu lassen. Als ich dann aber an die Universität ging, sagte er eines Tages in besorgtem Ton zu mir, dass ein Mädchen, das nicht kochen kann, wohl auch keinen Mann finden wird. Nun, einen Mann habe ich gefunden, auch wenn ich alle Rezepte aus dem Internet und eben nicht von meinem Vater habe. Trotzdem habe ich mir einiges von ihm abgeschaut. Zum Beispiel das permanente Aufräumen auch schon während des Kochens oder die sichere Schnitttechnik mit dem Knöchel des Zeigefingers gegen das Hackebeil gedrückt. Auch einige Geheimnisse habe ich ihm entlockt, etwa wie man mit einer Prise Zucker ein Gericht "umami" schmecken lassen kann und was es mit dem "Wok-Hei" - also dem "Wok-Atem" auf sich hat. Aber am liebsten erinnere ich mich daran, dass er in seinem restaurant immer dafür sorgte, dass Gäste, die körperlich schwer arbeiten mussten, eine extra große Portion bekommen haben.

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